Eine Person läuft mit drei Ziegen an der Leine.

Pastoralismus in Ostafrika

Wo Tiere Leben bedeuten

Pastoralismus beschreibt eine traditionelle Lebensweise, bei der Tierhalter*innen (Pastoralist*innen) mit ihren Herden auf Wanderschaft gehen, um fruchtbares Weideland und Wasser zu finden. Diese extensive Form der Weidewirtschaft gehört zu den ältesten und nachhaltigsten Landnutzungsformen und ist essenziell für die Existenz vieler Gemeinschaften weltweit. Sie umfasst etwa 25 % der globalen Landfläche und wird von rund einer Milliarde Tiere getragen.

Für Pastoralist*innen in Ostafrika bedeutet diese Lebensweise nicht nur Nahrung und Einkommen – Tiere sind auch ein sozialer und kultureller Schatz.

Vielfalt und Anpassungsfähigkeit

Pastoralist*innen bilden keine homogene Gruppe. Ihre Lebensweisen unterscheiden sich je nach Region und den gehaltenen Tierarten: Ob Dromedare in der Sahara, Yaks in der Mongolei oder Lama- und Alpakahaltung in den Anden – Pastoralismus zeigt weltweit eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit. In den Trockengebieten Ostafrikas ist diese Lebensweise besonders verbreitet, da die Landschaft für Ackerbau weniger geeignet ist.

Die Mobilität der Pastoralist*innen ist dabei ein zentraler Faktor: Sie ziehen mit ihren Herden, um wechselnde Weideflächen und Wasserressourcen zu nutzen. Diese Strategie ermöglicht es ihnen, selbst unter extremen klimatischen Bedingungen zu überleben. Die Tiere erfüllen dabei unterschiedliche Funktionen:

  • Milch: Ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel, besonders in Trockenzeiten.
  • Fleisch: Ein wertvolles Nahrungsmittel, das meist bei besonderen Anlässen konsumiert wird. Nicht alle Gemeinschaften konsumieren jedoch das Fleisch eigener Tiere.
  • Einkommen: Der Verkauf von Tieren und Produkten sichert den Zugang zu Lebensmitteln, Bildung und medizinischer Versorgung.

Darüber hinaus haben Tiere oft eine zentrale Rolle in sozialen Zeremonien und gelten als Statussymbol.

Eine Spritze wird mit einem Medikament gefüllt

Die Rolle der Tiergesundheit

Da Tiere die Lebensgrundlage der Pastoralist*innen bilden, ist ihre Gesundheit essenziell. Krankheiten wie Maul- und Klauenseuche (MKS) oder Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) können verheerende Auswirkungen haben und ganze Herden gefährden. Regelmäßige Impfungen und tiermedizinische Versorgung sind daher entscheidend.

Tierärzte ohne Grenzen e.V. unterstützt Pastoralist*innen durch präventive Maßnahmen wie Impfungen und Gesundheitschecks. Gesunde Tiere liefern mehr Milch und Fleisch, was sowohl die Ernährungssicherheit als auch das Einkommen der Familien verbessert. Mit stabileren Einnahmen können Pastoralist*innen in Bildung, Gesundheit und andere lebensnotwendige Bereiche investieren.

Fazit

Pastoralismus ist eine bewährte und resiliente Lebensweise, die eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen ermöglicht. Unterstützende Maßnahmen wie die Arbeit von Tierärzte ohne Grenzen e.V. stärken nicht nur die Gesundheit der Tiere, sondern sichern die Existenzgrundlage und Lebensqualität der Pastoralist*innen.

Text: Mascha Kaddori
Referentin One Health und Scientific Affairs bei Tierärzte ohne Grenzen e.V.
Fotos: Tierärzte ohne Grenzen e.V.