Die Rolle der Hirt:innen in Deutschland
In Deutschland spielen Hirt:innen eine wichtige Rolle für den Erhalt traditioneller Weidelandschaften und die Biodiversität. Hirt:innen oder Pastoralist:innen sind Menschen, die ihr Vieh in erster Linie auf natürlich wachsender Vegetation halten, in Gebieten, die oft als Weidelandschaft oder Grasland bezeichnet werden. Obwohl Hirt:innen weniger als 1 % der Landwirt:innen in Deutschland ausmachen, bewirtschaften sie etwa 4,2 % des Dauergrünlands.
Hirt:innen leisten einen wertvollen Beitrag…
Neben der Produktion von Fleisch, Wolle und Milch leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Naturschutz. Dadurch, dass sie ihre Tiere weiden lassen, verhindern sie die Verbuschung von Landschaften, tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei und fördern die Lebensräume vieler Arten wie Käfer, Insekten, Reptilien, Amphibien, Vögel und kleiner Säugetiere. Entlang der Küsten und großer Flüsse tragen sie außerdem maßgeblich zum Hochwasserschutz bei. Gleichzeitig profitieren die Tiere selbst, da sie auf der Weide ein Leben führen können, das ihrem natürlichen Artverhalten nahekommt – mit ausreichend Bewegungsfreiheit, Gras als natürlicher Nahrung und der Möglichkeit, ihr Herdenverhalten auszuleben.
… und sind trotzdem in ihrer Existenz gefährdet
Trotz dieser vielfältigen Leistungen ist die wirtschaftliche Lage vieler Menschen, die Weidetiere halten, schwierig: Die Erlöse aus der Viehhaltung reichen oft nicht aus, um den Betrieb langfristig zu sichern. Bürokratische Hürden, mangelnde finanzielle Unterstützung und steigende Landpreise erschweren es vielen Hirt:innen in Deutschland, ihren Beruf auszuüben. Auch der Nachwuchs fehlt: Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Laufbahn in der Hirtenwirtschaft, sodass traditionelle Praktiken langsam verschwinden und Jahrhunderte altes kulturelles Wissen verloren geht.
Durch den Kauf von Weideprodukten wie Milch, Fleisch oder Wolle kannst du den Erhalt von Weidewirtschaft fördern und Hirt:innen aktiv unterstützen.
Finde heraus, wie du dich mit uns gemeinsam für Weidewirtschaft einsetzen kannst:
Stimmen aus der Praxis
Wo gestalten Hirt:innen Landschaften?
Je nach Region und Landschaft haben sich über Jahrhunderte unterschiedliche Beweidungsformen entwickelt, die sich den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Im Norden des Landes beweiden Rinder, Schafe, Ziegen oder Pferde vor allem feste Flächen bei sogenannter standortgebundener Beweidung . In den Bergen südlich des Mains ziehen Hirt:innen außerdem als Wanderschäfer:innen mit ihren Schafherden über weite Strecken zwischen Sommer- und Winterweiden. Bei derAlmwirtschaft in den Alpen bringen sie Rinder, Schafe und Ziegen in den Sommermonaten auf Hochweiden und lassen sie im Winter im Tal weiden.
Weitere traditionelle und regionaltypische Beweidungsformen kannst du auf der interaktiven Übersichtskarte erkunden. Finde heraus, was Wilde Weiden, Heidjer oder Helgolandschäfer sind!
Karte der Pastoralisten
Entdecke die Vielfalt des Hirtentums!
Unsere interaktive Karte zeigt, wie unterschiedlich Hirt:innen in Deutschland arbeiten – von traditionellen Hüteschäfereien über Wilde Weiden bis zu Milchviehbetrieben mit Weidewirtschaft. Außerdem findest du Organisationen, die sich für Pastoralisten und Hirtentum engagieren. Mit einem Klick auf die Symbole erfährst du mehr über die regionalen Besonderheiten, die Bedeutung der Landschaftspflege, die Arbeit der Hirt:innen und die Aktivitäten der Organisationen. Blende verschiedene Kategorien ein und aus, indem du das Ebenen-Symbol in der Seitenleiste nutzt. Entdecke spannende Details und sieh selbst, wie vielseitig das Hirtentum ist!
Wir freuen uns über Korrekturen und Vorschläge für weitere Einträge. Fülle dazu einfach unser Formular aus!
Quellen
Czerkus, G., E. Mathias and A. Schenk. 2020. Accounting for pastoralists in Germany. League for Pas toral Peoples and Endogenous Livestock Development, OberRamstadt, Germany. http://www.pastoralpeoples.org/wp-content/uploads/2020/09/Accounting4pastoralists-in-Germany.pdf