Schaf kaut auf Pflanze

Bedeutung der Weiden für Natur- und Klimaschutz

Warum Weiden so wichtig sind

Weidelandschaften sind weit mehr als nur eingezäunte Wiesen, auf denen Tiere grasen. Sie sind komplexe Ökosysteme, die eine essenzielle Rolle für Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und sogar den Klimaschutz spielen und die Grundlage für eine nachhaltige Tierhaltung bilden. Bei der Wiederherstellung von Ökosystemen spielen sie eine Schlüsselrolle.

Gesunde Böden

Wenn Weidetiere fressen, schaffen sie nicht nur Licht für nachwachsende Pflanzen, sondern regen auch das Graswachstum an. Ihre Hufe und Klauen sorgen für eine abwechslungsreiche Bodenstruktur: Während sie durch das Treten dichte Grasnarben formen, entstehen gleichzeitig Lücken, in denen andere Pflanzenarten keimen können. So fördern sie die Vielfalt der Vegetation. Deren Wurzelwerk belebt wiederum das Mikrobiom des Bodens – die ganz kleinen Lebewesen. 
Beweidung schützt vor Erosion. Schafe, die auf Deichanlagen weiden, leisten deshalb einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. In feuchten Gebieten wird mit schonender Beweidung die Verdichtung des Bodens durch schwere Maschinen vermieden. Nicht zuletzt kann ein Boden besser Wasser speichern, wenn er beweidet wird.

Wertvolle Hinterlassenschaften

Weidetiere hinterlassen mehr als nur Trittspuren: Über Fell und Darm transportieren sie vielfältigste Arten von einem Biotop ins nächste. Ihr Dung bringt nicht nur natürliche Nährstoffe zurück in den Boden, sondern bietet auch Lebensraum für Insekten. Als Basis einer vielfältigen Nahrungskette fördert er damit direkt die Artenvielfalt auf Weideflächen.

Beweidung für Insektenschutz

Klimaschutz und -resilienz

Gräser wachsen durch Biss und ihre Feinwurzeln lagern sodann große Mengen an Kohlenstoff  im Boden ein. Als Kohlenstoffsenken leisten Weidelandschaften weltweit somit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Wanderhirtentum ist durch seine Mobilität bereits in sich auf Klimavariabilitäten ausgelegt und nutzt diese zum eigenen Vorteil. Auch wenn milde Winter keine natürliche Frostwirkung mehr bringen, können Weidetiere auf Feldern Winterzwischenfrüchte bzw. Gründüngung abgrasen. Außerdem kann in Gebieten mit oberflächennahen Wasserständen unter bestimmten Bedingungen eine angepasste, extensive Beweidung stattfinden. 

  • Pastoralismus ist die Zukunft

  • Variabilität in Zeit und Raum

  • Klimawandel und Pastoralismus

Pastoralism is the future

Wie industrielle Systeme eigentlich vulnerabler gegenüber Klimawandel sind als Pastoralismus und außerdem den Klimawandel verstärken. Credit: IIED

Wie Pflanzen und Nährstoffe durch Klimavariablitität variieren und Gelegenheiten kreieren, welche Pastoralist:innen nutzen. Credit: IIED

Ökosysteme erhalten und wiederherstellen

Wertvollen Biotope wie Heide- und Steppenlandschaften sind untrennbar mit Weidetieren verbunden. Große Steppenlandschaften wie die eurasische Steppe oder die nordamerikanische Prärie werden nur durch den regelmäßigen Biss und Verbiss der dort lebenden Tiere offen und im Gleichgewicht gehalten. 
Auch Flächen, die im Naturschutz „verarmt“ genannt werden, können durch Beweidung wieder biologische Vielfalt erreichen. Weidetiere mit ihren Hirten – die über Erfahrung und in Jahrhunderten entwickeltes Wissen verfügen – lenken die Vegetationsdynamik, erhöhen den Strukturreichtum und geben seltenen wie häufigen Arten ihre ökologischen Nischen zurück. So wird Weidewirtschaft zu einem ökonomisch und ökologisch effektiven Werkzeug der Ökosystemwiederherstellung.

Tierwohl

Gleichzeitig profitieren auch die Tiere selbst von der Weidehaltung. Sie ermöglicht ihnen arttypisches Verhalten wie Grasen, Ruhen und soziale Interaktionen. Die Muskulatur der Tiere wird durch die zusätzliche Bewegungsfreiheit gestärkt, was sich positiv auf die körperliche Konstitution auswirkt. Angepasste robuste Weiderassen, sind im Gegensatz zu hochgezüchteten Hochleistungsrassen widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Witterungseinflüssen. Gemeinsam mit frischer Luft, natürlichem Licht und einer abwechslungsreichen Umgebung fördert Weidehaltung die Gesundheit sowie das allgemeine Wohlbefinden der Tiere. Die mit Weidetieren betrauten Menschen haben oft aufgrund ihrer Erfahrung ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse der Tiere. Tierwohl und Landschaftspflege gehen hier Hand in Hand – zum Nutzen aller.